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Einsatz soll bis 2030 halbiert werden

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Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sein Zukunftsprogramm Pflanzenschutz vorgestellt. Darin wird das Ziel formuliert, bis 2030 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu halbieren. Erreicht werden soll dies mit einem Mix aus Beratung, Förderung und Forschung. Explizit verzichten will der Minister auf harte, ordnungsrechtliche Vorgaben. Özdemir spricht von einem Programm mit "Maß und Mitte".

Als ein "Programm mit Maß und Mitte" hat Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir sein im Vorfeld kontrovers diskutiertes "Zukunftsprogramm Pflanzenschutz" am Mittwoch (4.9.) in Berlin präsentiert. Özdemir will den Pflanzenschutzmitteleinsatz in Deutschland bis 2030 halbieren und setzt dabei auf einen "Dreiklang" aus Innovation, Kooperation und Alternativen. "Unser Weg zu einem nachhaltigen Pflanzenschutz heißt: Zusammenarbeit, wirtschaftliche Anreize und landwirtschaftliche Vernunft", erklärte der Ressortchef. Explizit verzichtet werden soll dem Minister zufolge auf harte, ordnungsrechtliche Vorgaben.

Bei der Erstellung seines Zukunftsprogramms seien zahlreiche Agrar-, Wirtschafts-, und Umweltverbände eingebunden gewesen, berichtete Özdemir der Hauptstadtpresse. Damit setze sich das Programm von dem aus seiner Sicht "handwerklich schlecht gemachten" Brüsseler Verordnungsvorschlag zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) ab. Konzeptionelles Vorbild seien stattdessen die Landesprogramme aus Baden-Württemberg und der "Niedersächsische Weg", bei denen ein kooperativer Ansatz gewählt wurde.

Notwendig sei die Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes laut BMEL, um Schäden an Umwelt, Gesundheit und Biodiversität so weit wie möglich zu vermeiden. Der Rückgang an Artenvielfalt bedrohe letztlich auch die Ernährungssicherheit, mit einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln könne in der Landwirtschaft eine "Trendumkehr" erreicht werden, verlautete aus dem Agrarressort. "Ganz ohne" Pflanzenschutzmittel wird es Özdemir zufolge dennoch auch in der Zukunft nicht gehen: Dafür seien die "aktuellen Herausforderungen", wie der witterungsbedingt starke Pilzbefall bei der diesjährigen Ernte, einfach zu groß.

50%-Reduktionsziel bis 2030

Wie bereits vorab bekannt war, sieht Özdemirs Zukunftsprogramm vor, den Pflanzenschutzmitteleinsatz bis 2030 um die Hälfte zu verringern. Damit orientiert sich das BMEL an der Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission. Ausdrücklich gehe es dabei jedoch nicht um "pauschale" Reduktionsvorgaben auf jeder Anbaufläche. Das Ziel gelte stattdessen bezogen auf den durchschnittlichen Gesamteinsatz in Deutschland und auf den Bezugszeitraum von 2011 bis 2013.

Erreicht werden soll das Ziel mit einem Mix aus Beratung, Förderung und Forschung. So sollen Innovationen bei pflanzenschutzmittelarmen Anbaumethoden und moderner Technologie zu einer Reduzierung des Einsatzes führen. Laut BMEL könnte allein ein flächendeckender Einsatz des heutigen Stands der Technik bis zu ein Viertel an Pflanzenschutzmittel einsparen. Weiteres Reduktionsspotential sieht das Ministerium in der Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Durch eine "gezielte Nutzung von Maßnahmen der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP)" wolle man die Biodiversität schützen und Rückzugsflächen schaffen.

Alternativen stärken

Gestärkt werden sollen Alternativen zu chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Um risikoarme Wirkstoffe schneller auf den Markt zu bringen, soll die Pflanzenschutzmittelzulassung überarbeitet werden. Das BMEL "prüfe" dazu, ob eine vorrangige Bearbeitung von biologischen Wirkstoffen möglich sei. Ebenfalls geprüft werden soll, ob Risikominderungsmaßnahmen aus der Zulassung ausgegliedert werden können, um Zulassungsbescheide zu verschlanken und die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln mit geringem Risiko zu vereinfachen.

Geplant ist zudem, noch in der laufenden Legislaturperiode eine "Nützlingsverordnung" auf den Weg zu bringen. Damit soll Rechtsklarheit beim Einsatz von Nützlingen zur Bekämpfung von Schadorganismen geschaffen werden. Auch beim Integrierten Pflanzenschutz (IPS) sieht das BMEL Potenzial, den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren. Etwa, indem die Durchführung der guten fachlichen Praxis auf den aktuellen Stand von Wissenschaft und Technologie angepasst wird und kulturtechnische Maßnahme wie eine breitere Fruchtfolge angereizt werden.

Biolandbau ausweiten

Nicht zuletzt sei durch eine Ausweitung des ökologischen Landbaus in Deutschland mit einer Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln zu rechnen. Festgehalten wird dabei an dem 30% Bioanbau-Ziel bis 2030. Eine zentrale Rolle spiele dafür die bereits verabschiedete Bio-Strategie 2030. Stärker gefördert sollen außerdem agrarökologische Ansätze. Das BMEL will damit gemeinsam mit den Ländern "prüfen", inwiefern Ausgleichszahlungen für umweltschonende Bewirtschaftungsmaßnahmen gestaltet sein müssen, die zu weniger Einsatz chemisch-synthetischer Mittel führen.

Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen aus dem Zukunftsprogramm Landwirtschaft sollen laut BMEL regelmäßig überprüft und 2031 abschließend evaluiert werden - ein Zwischenbericht ist für 2026 geplant. AgE

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